Die Sendung "Markt" - WDR Fernsehen - berichtete am 25.7.2011 um 21 Uhr über zwei Fälle der Kanzlei Dr. Kirchhoff & Kollegen unter dem Titel "Markt-Scanner - Krankenhauskeime". Zu Wort kamen in dem Fernsehbeitrag Professor Dr. Alexander Friedrich, Dr. Klaus-Dieter Zastrow sowie Patientenanwalt Dr. Burkhard Kirchhoff. Bestandteil
des Fernsehbeitrages waren erste Stellungnahmen zu den anstehenden Änderungen
des Infektionsschutzgesetzes. Die Sendung in Textform finden sie hier:
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Ein Hauptübertragungsweg für gefährliche Keime im Krankenhaus sind die Hände von Ärzten und Pflegekräften. Was konsequente Hygiene bedeutet, macht Professor Dr. Alexander Friedrich, Experte für Mikrobiologie und Krankenhaushygiene, deutlich: "Im Krankenhaus muss ich bis zu 50, 60, 100 Mal am Tag meine Hände desinfizieren - nach jedem Kontakt und vor jedem Kontakt mit Patienten, nach einer ganz bestimmten Technik." Doch viel zu häufig hält sich das Krankenhauspersonal nicht daran. In
der Uniklinik Münster präpariert Professor Friedrich ein Krankenzimmer
mit Dummys für ein spezielles Experiment. Er will Keime sichtbar
machen. Angehende Ärzte untersuchen die Dummys so, wie sie es sonst
auch tun. Experten beobachten jeden Schritt mit der Kamera. Professor
Friedrich erläutert das Experiment: "Bei Licht sieht man nichts
und dann schaltet man es aus und sieht es leuchten: die eigenen Fingerabdrücke.
Und dadurch wird letztendlich in den Kopf und in die Herzen der jungen
Kollegen und Kolleginnen gebrannt, wie wichtig es ist und wie gefährlich
es sein kann." Das Resultat des Experiments: Überall sind Keime
zu sehen. Damit hatte kein Teilnehmer gerechnet. Für Professor Friedrich
ist die Schlussfolgerung klar: "Sie brauchen diejenigen, die wissen,
wie es geht. Und das sind Ärzte für Mikrobiologie, Ärzte
für Hygiene und Hygienefachkräfte, die in jedem Krankenhaus
vorhanden sein müssen." Dr. Burkhard Kirchhoff ist Rechtsanwalt und vertritt viele Opfer von Krankenhausinfektionen. Dabei stoße er immer wieder auf desaströse Zustände: "Wo Instrumente einfach in die Spülmaschine eingeräumt werden und dann darauf gehofft wird, dass der Sterilisator es schon richten wird. Ein Grundsatz gilt in der Hygiene: Dreck kann man nicht sterilisieren!" Das neue Gesetz überträgt die Kontrolle über die Einhaltung der Vorschriften den Gesundheitsämtern. Doch Anwalt Kirchhoff ist da skeptisch: "Wie die Kontrolle durch die Gesundheitsämter in Deutschland bisher funktioniert hat, das haben wir ja in den letzten Jahren gesehen: Wir haben Infektionszahlen, die gegenüber anderen europäischen Ländern wirklich eine Peinlichkeit sind." Hygieneexperten
beobachten zudem, dass eine bestimmte Keimart weltweit auf dem Vormarsch
ist. Diese Keime, sie heißen Klebsiella oder E.Coli, gehören
zur Darmflora des Menschen. Die Experten sind alarmiert, weil diese Keime
immer häufiger gegen fast alle Antibiotika resistent sind. Der Oberbegriff
für diese Keimgruppe ist ESBL. Kritiker sehen hier den einen weiteren
Schwachpunkt des neuen Gesetzes: Zum Umgang mit diesen Keimen regelt es
nichts. Dazu gibt es noch nicht einmal eine Empfehlung. Die einzige Waffe im Kampf gegen solche Infektionen sind Antibiotika. Doch bei Tanja Koopmann versagen sie. Und das ist kein Einzelfall. Experten warnen schon lange, dass Antibiotika ihre Wirkung verlieren könnten, weil sie zu oft und falsch eingesetzt werden. Nach
Jahren des Leids hat Tanja Koopmann Glück: Dr. Klaus-Dieter Zastrow,
einer der führenden Experten für Krankenhausinfektionen, will
sich ihr Bein ansehen. Er macht, was eigentlich selbstverständlich
sein sollte: eine gründliche Diagnostik - und ist entsetzt: "Das
Antibiotikum, das sie bekommen hat - sie hat uns ja berichtet, was sie
genommen hat über die Jahre - ist für den Infekt am Knochen
gar nicht geeignet. Das heißt, es kommt am Knochen nicht an. Das
war die eigentliche Ursache. Sie ist genau genommen gar nicht behandelt
worden." Professor
Winfried Kern veranstaltet Schulungen für Ärzte und Pflegekräfte
zum richtigen Umgang mit Antibiotika. Von den verfügbaren Antibiotika-Klassen
gibt es eine, die besonders verträglich und kostengünstig ist.
Fast alle setzen sie ein. Die Folge: Immer mehr Keime sind dagegen resistent.
"Der Nutzen ist bedroht. Der Nutzen wird auch noch mehr bedroht werden
in Zukunft, wenn die Resistenzrate von zehn auf 20, 30, 40 Prozent ansteigt",
warnt Professor Kern. Der Verlust einer ganzen Antibiotika-Klasse sei
eine medizinische Katastrophe, sagen Experten. Umso wichtiger ist es,
dass Ärzte und Pfleger lernen, wie man Antibiotika intelligent einsetzt. Knapp
ein Jahr später wollten wir wissen, ob sich daran etwas geändert
hat. Mit einer vorgetäuschten Blasenentzündung suchte unsere
Testperson zehn verschiedene Ärzte auf. Zuvor wurde sie von WDR-Betriebsarzt
Dr. Michael Neubert durchgecheckt. Seine Diagnose: "Wenn ich den
Teststreifen mit der Farbskala vergleiche, steht eindeutig fest: kein
Harnwegsinfekt und kein Behandlungsbedarf." Sechs von zehn Ärzten
verordneten ihr dennoch ein Antibiotikum. Die Warnungen von Experten haben
wohl immer noch nicht überall gefruchtet.
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